DER UNVOLLENDETE – HELLMUTH WOLFS MARSGLOBUS (1984-1991)

Eines der faszinierendsten, aber unbekanntesten Projekte der späten DDR-Kartographie ist der Marsglobus des Gothaer Kartographen Hellmuth Wolf. 1984 entwickelte Wolf auf Basis der NASA-Marsbeobachtungen eine Karte, die gleichzeitig in der DDR und in der Bundesrepublik erschien. Seitdem verfolgte Wolf über sieben Jahre hinweg in privater Initiative die Idee eines Marsglobus mit einem Durchmesser von 33 cm. Nach der Wende 1989 versuchte er vergeblich, seinen Globus in Verlagen unterzubringen. Die Zeugnisse dieses gescheiterten Vorhabens bewahrt die Sammlung Perthes der Forschungsbibliothek Gotha, darunter die mehrfarbigen Originale der Globensegmente und die Schriftvorlagen auf Transparentfolien. Für den europäischen Raum war Wolfs Vorhaben zum damaligen Zeitpunkt eine Pionierleistung. Heute ist sein Globusprojekt als ein gewichtiges wissenschaftshistorisches Brückenglied zwischen den frühen amerikanischen Marsgloben und der seit 2003 laufenden 3D-Kartierung des roten Planeten im Rahmen der Mission „Mars Express“ zu bewerten.